Publiziert am Dienstag, 28. Oktober. 2008 11:23
Startrakete Ariane gibt Vollgas
Von: Damian Keller
Ariane Walser (links) ist für einen guten Startspeed verantwortlich. Bild: pd.
Es braucht Kraft, um einen 170 Kilogramm schweren Bob im Eiskanal in Schwung zu bringen. Die Winterthurerin Ariane Walser hat diese Power, auch ohne über die übliche Anschieber-Postur zu verfügen.
Winterthur: Vor drei Jahren las Ariane Walser (27) im «Blick», dass in Zürich ein Bob-Anschieben für jedermann organisiert wurde. Sie fuhr hin, versuchte es und wurde sofort als Talent entdeckt. Als Leichtathletin (Sprint und Weitsprung, bis 18 im Nationalkader) verfügte sie über die physischen Voraussetzungen, das schwere Gerät auf Touren zu bringen – auch wenn es grössere «Mocken» als sie auf dieser Position gibt. Seither ist sie mit verschiedenen Pilotinnen im Europacup und Weltcup unterwegs. Fernziel sind die Olympischen Spiele 2010 im kanadischen Vancouver.
Mulmiges Gefühl
Bisher ist noch nie ein Bob ohne sie losgefahren, wie man das aus dem Film «Cool runnings» kennt. «Ich habe das bei der Konkurrenz aber schon zweimal gesehen, beispielsweise im Europacup, wo auch die Exotennationen starten dürfen», sagt Ariane Walser. Es habe auch schon ein aus einer Casting-Show hervorgegangenes Trio aus Belgien gegeben – das aber klugerweise auf Starts auf schwierigen Bahnen verzichtet habe. Stürze hat Ariane Walser erst zwei erlebt. «Noch nie im Rennen, nur in den ersten Trainingsläufen, wo das mit etwas Pech oder durch Fahrfehler eben mal passieren kann», wie sie meint. Abgesehen von ein paar Prellungen ist nichts passiert – was bei Spitzengeschwindigkeiten von über 130 Stundenkilometern nicht selbstverständlich ist. Angst hatte sie aber auch danach nicht. «Einzig bei dichtem Nebel und auf gewissen Bahnen bleibt ein mulmiges Gefühl», gibt sie zu. Überhaupt sei sie privat kein Adrenalin-Junky. «Ich bin so viel unterwegs, da geniesse ich zu Hause einfach die Ruhe», sagt die Angestellte einer Treuhandfirma.
Dem Bobsport ordnet Ariane Walser viel unter. Sie hat ihr Arbeitspensum auf 80 Prozent reduziert, trainiert sechsmal pro Woche und ist neben den Sommer-Trainingslagern pro Winter zwölf Wochen unterwegs. Vor allem die Rennen in Übersee verschlingen viel Zeit. Echte Ferien hat sie schon seit drei Jahren nicht mehr geniessen können.
Selber an die Steuerseile möchte sie übrigens nicht. «Ich werde es sicher mal probieren, aber ansonsten überlasse ich gerne den Piloten die Verantwortung», sagt sie herzlich lachend. Damit meint sie nicht nur das Steuern des Schlittens. Die Piloten sind die Chefs, die sich auch um Sponsorengelder und Medienkontakte zu kümmern haben. Die Anschieber dagegen werden auf der Basis von Taggeldern verpflichtet.
Ziel Weltcup
Morgen Mittwoch beginnt im italienischen Cesana die Qualifikation für den Weltcup. Am Steuer von Walsers Bob sitzt dabei nicht wie geplant Maya Bamert. Diese brach sich vor einigen Wochen bei der Starter-Schweizer-Meisterschaft das Schienbein. Darum ist nun Fabienne Meyer dafür verantwortlich, dass die Winterthurerin heil den Berg hinunterkommt.
Das primäre Ziel von Ariane Walser lautet, regelmässig im Weltcup zum Einsatz zu kommen. Zu Beginn des nächsten Jahres stehen dann die EM (in St. Moritz) und die WM (in Lake Placid) auf dem Programm.
Momentan befindet sich Ariane Walser unter den sechs besten Anschieberinnen der Schweiz. Damit es mit Vancouver klappt, muss sie sich in die Top 4 vorkämpfen. Da kann man nur sagen: «Ariane, zünde die Rakete!»
Dienstag, 28. Oktober 2008
interview
ariane hatte wiedereinmal einen interview-termin:
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